Michael Lorenz

E-Mail an die Herausgeber der Zeitschrift Salzburg Archiv

 

Wien, 13. November 2016

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

 

In seinem Aufsatz "Vom Hochzeitsbild zur Bildcollage: neue Aspekte zum "unvollendeten" Mozart-Portrait von Joseph Lange [?]" in Bd. 35 des Salzburger-Archivs befasst sich Walther Brauneis mit Joseph Langes Mozart-Porträt und erhellt auf sehr verdienstvolle Weise die Geschichter der Restaurierung dieses Gemäldes. Die Art und Weise, wie Brauneis sich in seinem Text in Grobheiten gegen meine Person ergeht, kann ich jedoch – trotz der Qualität seiner Publikation – nicht unkommentiert lassen. Im Jahr 2009 fühlte sich Ing. Brauneis von mir plagiiert und "überholt", da ich mir die Freiheit nahm, eine Mozart-Quelle zu veröffentlichen, die ich vier Monate nach ihm gefunden hatte. Ich veröffentlichte diesen Fund im Internet und 2010 im Druck, während Brauneis über drei Jahre brauchte, um in der Sache etwas zu produzieren. Seither ergeht er sich in einem kindischen "Vergeltungsfeldzug", in dessen Verlauf er auch vor Plagiaten nicht zurückschrickt (s. mein Brief an den Vorstand der Mozart-Gesellschaft Zürich). Wenn ich Wichtiges zu Mozart publiziere, zeigt sich nun oft, dass Brauneis alles schon früher gewusst hat und nur aus unerfindlichen Gründen, oder widrigen Umständen sein Wissen nicht im Druck veröffentlichen konnte. In Fußnote 38 seines Aufsatzes (deren Zahl im Haupttext fehlt) arrogiert er sich auf kuriose Weise eine Publikationspriorität der Tatsache, dass Langes Mozart-Porträt vergrößert wurde: er verweist auf Nr. 295 im Ausstellungs-Katalog "Mozart. Bilder und Klänge" von 1991, deren Begleittext von Johanna Senigl sich nur auf das Constanze-Porträt bezieht (und den ich in meinem Aufsatz Joseph Lange's Mozart Portrait ausdrücklich erwähnte) und fügt dann ein angebliches(!) Zitat aus einem Vortrag ein, den er 1996 in Rovereto gehalten haben will, und der der Öffentlichkeit leider unbekannt blieb, weil der "geplante Kongressbericht" nie erschien. Man fragt sich hier, warum Brauneis seine wichtige Erkenntnis in den folgenden 18(!) Jahren nicht andernorts veröffentlichte. Das Wissen von Ing. Brauneis war den Kuratoren des Mozarteums, Dr. Großpietsch und Dr. Ramsauer im Sommer 2010 unbekannt. Als ich am 30. Juni 2010 diese beiden Kuratoren von der Vergrößerung des Gemäldes informierte, war der Aufsatz von Robert Münster noch nicht erschienen. Meine Erkenntnis, dass das Lange-Porträt gestückelt wurde, ist schon mit 16. März 2009 dokumentarisch nachweisbar. Die röntgenologische Untersuchung des Porträts im Auftrag des Mozarteums erfolgte erst im Dezember 2012.

 

Wenn ich als Jahr der Restaurierung des Mozart-Porträts "1963" angebe, weil mir dieses (falsche) Jahr von Dr. Ramsauer persönlich mitgeteilt wurde, und Brauneis mich daher der "Rechercheunwilligkeit" (S. 121) bezichtigt, kann mich das nicht tangieren. Als Wissenschaftler von internationalem Rang und Lehrbeauftragter an der Universität Wien stehe ich über solcher Kritik. Auch dass Sie als "Schriftleitung" jede Verantwortung für solche rustikalen (offenbar in Salzburg üblichen) Attacken ablehnen – und es also unterlassen, die "Schrift zu leiten" – kann angesichts der marginalen Verbreitung Ihrer Zeitschrift keinen Schaden anrichten. Aber in einem Punkt rate ich Herrn Brauneis zur Mäßigung: wenn er mir in Fußnote 44 als Musikwissenschaftler die Qualifikation abspricht, Joseph Langes malerische Fähigkeiten beurteilen zu konnen, so sollte er wissen, dass ich auch das Studium der Kunstgeschichte abgeschlossen habe (Rosenauer, Fillitz und Haiko waren meine Lehrer). Von einem Hochschulstudium von Ing. Brauneis, das ihn dazu qualifizieren würde, sich ein Urteil in solchen Fragen zu erlauben, oder sich gar als unfehlbarer Historiograph zu produzieren, ist nichts bekannt. Brauneis sollte nie vergessen, dass man ihn – unter Anwendung seines eigenen strengen Maßstabs – jederzeit als Hobbyforscher abtun könnte, dessen Publikationen von sehr bescheidener Relevanz sind.

 

Mit freundlichen Grüßen,

 

Dr. Michael Lorenz

 


© Dr. Michael Lorenz 2016. Im Internet veröffentlicht am 10. Juni 2019.                       nach oben